Review

Jack White

Lazaretto

Third Man Records • 2014

Jack White ist ohne Frage ein kluger Kopf, musikalisch herausragend. Nur zeigt er das zu selten. Zuletzt in »High Ball Stepper«, einem fast vierminütigem Bluesrockabriss, der als Vorankündigung zu seinem zweiten Solo-Album »Lazaretto« diente. Irgendwas wimmert da um Gnade hinter der Gitarre, die den Rhythmus rasiert. Und die Gemeinde jubelt: »Halleluja!« Denn da ist er wieder, der Jack White, der »Blue Orchid«, »Ball & Biscuit« und »Dead Leaves And The Dirty Ground« aus dem Nichts stampfte, der wie der Teufel selbst spielte in seinem Südstaaten-Chic. Diese Momente hat »Lazaretto«, allerdings nicht mehr in der Brachialität wie damals. »Three Women« hat neben Blues noch ein wenig Country, Orgel und Klavier mit drin, »Entitlement« kippt völlig in diese Richtung ab und liegt sich mit seiner Melodie in den Armen. Das ist deutlich ruhiger als auf den früheren Alben der White Stripes, wenn auch weiterhin ausgewogen und balanciert. Nur fehlt der Ausschlag des Pendels zum Zügellosen. Zudem geht »Lazaretto« ein bisschen der Humor ab. Und so dreht sich diese Platte mit ein paar richtig guten Songs und mehr Mittelmaß ohne wirklich irgendwo mal anzukommen. In »Would You Fight For My Love?« singt White: »I’m getting better at becoming a ghost.« Und es bleibt der Eindruck, dass vor ein paar Jahren nach so einer Zeile erstmal Köpfe rollten. Heute verläuft danach alles in ruhigen Bahnen. Zum Genie gehört eben auch der Wahnsinn, der hier einfach fehlt.