Ivan Conti, den muss man anscheinend auch erst mal wieder ein bisschen entdecken. Wie die brasilianische Fusionband Azymuth in der er früher trommelte und elektronische Ideen aller Arten ausprobierte. Vor gut zehn Jahre machte er auch ein Album mit Madlib, für das sich das Duo den Namen Jackson Conti zulegte. Mit »Poison Fruit« knüpft Ivan »Mamão« Conti jetzt mehr als 20 Jahre nach seinem letzten Soloalbum an den von Azymuth entwickelten »Samba doido« an, den »verrückten Samba«, der sich nicht zuletzt in den exzentrischen Stimmen praktisch von Anfang an zu erkennen gibt. Wer bei den Schlagwörtern »brasilianisch« und »Fusion« so durch und durch smoothe, gut geölte Funk-Absonderungen eines inzwischen auch nicht mehr ganz jungen (Jahrgang 1946) Musikers erwarten sollte, könnte von der Platte daher leicht überrascht werden. Klar, das ist brasilianische Musik, und Fusion ist es auch, immerhin spielt der alte Azymuth-Kollegen Alex Malheiros am Bass mit, doch von ausgeruht-abgehangener Routine kann nicht die Rede sein. Fast durchgehend sind da diese irritierenden Effekte, die Stimmung tendiert mitunter ins Düstere, doch ohne je zu vergessen, dass sie im Kern auf verdammt laid back gespielten Rhythmen beruht. Und im Titelstück landen wir dann bei einer House-Nummer mit gründlich aufgelockerter 4-to-the-floor-Struktur. Remixe von Tenderlonious und Glenn Astro runden die Angelegenheit in diesem Sinne ab. Gutes Gift.
Poison Fruit