Review

Ital Tek

Bodied

Planet µ • 2018

Als Alan Myson vor über einem Jahrzehnt im Umfeld des Labels Planet µ als Ital Tek debütierte, erlebte Dubstep gerade seinen internationalen Durchbruch und Myson war zum Glück schon viel weiter. Spätestens 2012 griff er auf seiner dritten LP »Nebula Dance« den aus Chicago herüberstreuenden Footwork-Sound auf und läutete 2016 doch auf »Hollowed« den nächsten Umbruch ein. Live-Instrumentarium, Ambient-Flächen, Spannungsaufbau statt Beat-Dichte: Vom Ornamentalen ging es für und mit Ital Tek plötzlich ins Volle, in minutiös geschichtete und ausgekleidete Klanglandschaften. »Bodied« ist, der Titel deutet es bereits an, das Gegenstück zu »Hollowed«: Plastischer, wieder mehr an Struktur interessiert – das »Blade Runner«-eske, serotoninlose Pathos Mysons sucht mit künstlichen Chorälen und flatternden Rhythmuselementen eine Synthese zwischen dem barocken Frühwerk und den neueren Klangskulpturen – und das funktioniert. Mehr noch als »Hollowed« reihen sich die neben dem Brotjob als Videospielkomponist entstandenen Tracks als logische Sequenz aneinander. Die Beats sind da, lassen hier und dort sogar an Tanzmusik denken, tun das aber entweder unter der üblichen BPM-Grenze (»Vanta«) oder zu spärlich akzentuiert für alles, was nicht der Chillout-Floor deines Lieblingsclubs ist (»Prima«). Dazwischen macht das fokussierte Sounddesign Mysons klar, dass der Brightoner sich keine schwelgerischen Ausflüge erlaubt, sondern lieber die wenigen Ideen kompakt zusammen führt. »Bodied« ist ein Album mit Höhen und Tiefen, fluktuierenden Intensitätswerten und einem konsequenten Klangbild, das geradewegs in 13 Etappen ausgerollt wird. Es ist das kohärenteste Ital Tek-Album bisher – die Platte, auf welcher Myson seiner Zeit nicht mehr nur voraus ist und stattdessen seine eigene geschaffen hat.

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Ital Tek
Bodied
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