HipHop bewegt sich im Kreis, sagt man. 360 Grad. Paradebeispiel dafür sind 7L & Esoteric, die nach mehr als zehn Jahren wieder mit Inspectah Deck im Studio zusammen fanden, um auf Albumlänge den fiktiven Superhelden »Czarface« zu erschaffen. Die Mission dieses Antihelden besteht darin, böse Mainstream-Rapperchen zu vernichten und – dem Tony-Montana-Leitmotiv folgend – die Welt zu erobern. Kann man ja immer wieder in den HipHop-Recycling-Kreislauf einwerfen, diese Erfolgszutaten aus den Neunzigern. Doch das Ganze macht neben dem sensationellen Artwork von Mishka-Designer Lamour Supreme auch musikalisch gehörig Laune. DJ 7L, der – bis auf einen Gastbeat von Premo – die komplette Produktion verantwortet, entdeckt hier den RZA in sich und drischt einen puristischen Wu-Banger nach dem anderen aus der MPC. So erwecken »Cement 3’s« oder »Savagely Attack« den Anschein, als wäre er mitten in Staten Island und nicht in Boston aufgewachsen. Angestachelt vom noch immer blendend aufgelegten Rebel INS streift Esoteric dann den ihm anhaftenden Mief des stets miesepetrigen Untergrund-Gralshüters ab und schlägt sich neben dem Wu-Spitter recht achtbar, auch wenn er allen Anstrengungen zum Trotz nie ganz die souverän, erhabene Delivery von Deck erreicht. Schaut man sich dann noch die eigens fürs Album in Auftrag gegebene Czarface-Actionfigur an, wird auch dem Letzten klar, dass es sich hier um ein absolutes Liebhaberprojekt mit einer erfrischenden Portion Selbstironie handelt. Von den üblichen Realkeeper-Veranstaltungen, die sich vor lauter Selbstreferenz im Kreis drehen, weit gefehlt!
Czarface