Denkt man an musizierende Tuareg, fällt erstmal nur die Band Tinariwen ein. Und tatsächlich sehen auch die Mitglieder von Imarhan den Tinariwen-Leader Ibrahim Ag Alhabib als großen Bruder im Geiste an. Stammen doch beide Bands aus Tamanrasset im Süden Algeriens, wo viele Tuareg nach ihrem nomadischen Leben in Mali, Libyen und Niger sesshaft geworden sind. Seit 2008 musizieren Imarhan, was soviel wie »Die, die mir wichtig sind« bedeutet, zusammen. Entsprechend klingt ihr Assouf-Blues aus panafrikanischen Rhythmen gemischt mit westlichen Einflüssen aus Pop und Rock als würden beste Freunde gleichberechtigt, intim und voller Intensität jammen. Weniger den Traditionen des Sahara-Folk verpflichtet wie ihre Vorbilder nehmen Imarhan auch algerische Rai-Musik und westafrikanische Grooves mit auf und entwickeln so einen frischen, urbanen Sound. Der ist zwar nicht ganz so sehr an westliche Hörgewohnheiten angepasst wie beispielsweise bei Songhoy Blues, aber das ist eher ein Vorteil, denn umso vielschichtiger und abwechslungsreich ist das Album. Abseits von Afrobeat-Klischees und kurzlebigen elektronischen Mikro-Genres zeigen Imarhan, dass durchaus auch in der Wüste eine weltoffene und gleichzeitig unabhängige Musikszene entstehen kann.
Imarhan