Review

Imagination

Shake It

The Artless Cuckoo • 2020

Sowohl das Cover als auch der Bandname dürften seinerzeit Verwirrung gestiftet haben. Weder wandelt »Shake It auf den Spuren von Velvet Underground, wie man angesichts der geschälten Banane mutmaßen hätte können, noch handelt es sich um einen Longplayer des britischen Disco-Funk-Trios Imagination. Deren kometenhafter Aufstieg begann erst 1981, also ein Jahr, nachdem die gleichnamige Düsseldorfer Band um den Flötisten, Saxofonisten und Sänger Uwe Ziss ihr Debütalbum, zunächst im Eigenverlag, vorgelegt hatte. Doch auch die ohne Zustimmung der Band binnen Jahresfrist erfolgte Wiederveröffentlichung durch Nash-Records konnte nicht verhindern, dass dieses Meisterwerk in der Versenkung verschwand – kurz nach Erscheinen lösten Imagination sich auf. So hat eine Kombination von schlechtem Timing und geplatzten Vertriebsdeals dazu geführt, dass »Shake It« mit dem Status eines Geheimtipps beschieden wurde und sich mit der Zeit zu einer der gesuchtesten deutschen Private Pressings entwickelt hat, anstatt weitere Kreise zu ziehen. Überaus verdienstvoll, dass die Berliner Reissue-Spezialisten The Artless Cuckoo dieses verhinderte AOR-Juwel zum 40. Jahrestag seines Erscheinens wieder greifbar machen – als Doppel-Gatefold-LP im originalen Roy-Lichtenstein-meets-Andy-Warhol-Artwork, erstmals mit einem Lyric Sheet versehen. Zu den acht von den Originalbändern remasterten Songs des Debüts kommen drei Bonus-Tracks mit Demo-Versionen. Zu entdecken ist ein reifes Soft-Rock-Panorama, für das die 1974 gegründete Band den Jazz-, Kraut- und Progrock ihrer Anfangstage mit Westcoast-, Soul- und Post-Disco-Elementen anreicherte, um funky-dezente Perlen wie »California«, »Strawberry Wine« und »Can’t Stand Without You« zu züchten. Für Yacht-Rock-Liebhaber unverzichtbar.