Die durch und durch karnevaleske Qualität des brasilianischen Lebens zeigt sich u.a. in der Vorliebe für Dreigestirne: Bebeto, Mazinho, Romario bei der WM 1994 (nur echt, inklusive Babyjubel); Gilberto Gil, Caetano Veloso und Tom Zé als Triumvirat des Tropicalismo – und dann ist da noch der brasilianische Soul. Dessen Dreigestirn bilden Tim Maia, Cassiano und Hyldon, die als solche die moderne MPB (Música Popular Brasileira) bis heute beeinflussen. Immer wieder kreuzten sich ihre Wege, etwa als Cassiano und Hyldon Ende der 1960er Jahre gemeinsam mit der Gruppe Os Diagonais Erfolge feierten. Ein anderes Mal begleitete der eine hier, der andere dort den ungleich legendäreren Tim Maia. Allen gemeinsam ist die Liebe zum Facettenreichtu, v.a. Hyldon vermag es auch im hohen Alter noch, alle Möglichkeiten des Soul auszuschöpfen, zu erweitern, sich daran zu laben und sein Bestes zu geben.
Auf »Sabor de Amor« von 1981, seinem vierten Soloalbum nach der vorübergehenden Pause der Os Diagonais, beweist er, wie man sich von Tropicalismo, Bossa oder amerikanischem Funk und Soul beeinflussen lassen kann, ohne darin aufzugehen. Stattdessen zelebriert Hyldon seinen eigenen Sound, den er mit geradezu krimineller Lässigkeit vorträgt. »Leva La Ei« ist so smooth, dass man danach nur noch mit Sonnenbrille in der Badewanne sitzt, »Siga O Teu Caminho« ein Slowburn-Meisterwerk.

Sabor De Amor