Deutscher Rap rangiert auf meiner Prioritätenliste irgendwo zwischen Fensterputzen, Telefongewinnspielen und »Full House«-Wiederholungen. Wenn dann noch jemand gefühlte 250 mal in 50 Minuten die Vokabeln »Hurensohn«, »schwul«, »fresh« und »real« in den Mund nimmt, überkommt mich gewöhnlich ein Gefühl des Fremdschämens wie man es eher von Michelle-Hunziker-Moderationen oder Kai-Ebel-Reportagen gewohnt ist. Warum ist »Jetzt schämst du dich!« trotzdem geil? Vielleicht weil man Menschen mit Pseudonymen wie Kurt Hustle und Hulk Hodn grundsätzlich nicht Ernst nimmt und jede noch so derbe »Beats aus der Bude«-Gedächtnis-Punchline mit einem Augenzwinkern rezipiert wird. Vielleicht weil hier Deutschrap mal nicht in den Club (wo er eh nie ankommen wird) sondern wieder eher Teil einer Bier-und-Playstation-Session sein will. Vielleicht weil hier niemand versucht Heatmakerz-Standards aus dem Jahr 2002 zu adaptieren. Vielleicht weil das hier so emphatisch Lo-Fi und billig klingt. Vielleicht weil man solch organische Basslines sonst eher auf Kev Brown Beattapes findet. Vielleicht weil man in jeder Sekunde spürt, dass hier jemand Riesenspaß hatte auf Ghettoromantik, Gymnasiastenzeigefinger, Political Correctness und den Stand der Kunst zu kacken. Wahrscheinlich aber einfach weil »Jetzt schämst du dich!« Hip-Hop-Deutschland endlich wieder entkrampft.
Jetzt schämst du dich