Erst kann man ihn nicht aussprechen und wenn man‘s dann schafft, leitet er einen in die Irre: Der Bandname HTRK wird Haterock ausgesprochen, die Musik aber könnte von hasserfüllten Gitarrenriffs nicht weiter entfernt sein. Auf »Psychic 9-5 Club«, dem dritten Album des Duos aus Australien, finden sich keine Antipathie und keine lauten Gitarren. Denn so etwas gibt es nicht im Dämmerzustand. Und in dem spielt sich das komplette Album ab; als hätten The xx mit King Tubby maßlos einen durchgezogen und leierten nun, vom Dub-Sound getragen, ihre Geschichten über die Liebe hin. Zu müde, um inbrünstig darzubieten, was einst inbrünstig gefühlt wurde. Und HTRK haben stark gefühlt, die Bandgeschichte ist durchzogen von umwälzenden Ereigenissen, das bedeutsamste: Sean Stewart, Freund und ehemaliges Bandmitglied, nahm sich 2010 das Leben. Auf dem Vorgänger-Album »Work (Work, Work)« leisteten HTRK, ja,Trauerarbeit. Mit »Psychic 9-5« befreien sich die beiden nun von der Schwere. Doch Jonnine Standish verwendet ihre Stimme nicht, um Emotionen herauszuschreien, sondern, um schlaftrunken durch die Melodien zu taumeln. Als hätte sie sich in Trance in einem Labyrinth aus zum trocknen aufgehangener Bettlaken verlaufen, die weich und einladend sind, aus denen aber doch kein Weg zu führen scheint. So leitet einen das Album schließlich auf dubbigen Basslines und narkotisierter Synths, umgeben vom Hall aller anderer Klangelemente nicht in die Irre, sondern in eine Umgebung, in der es keine Irrweg mehr gibt, weil alles sowieso zu einer fließenden Fläche verschmolzen ist.
Psychic 9-5 Club