Review Rock

How To Dress Well

Care

Domino • 2016

Seit dem LoFi-Ambient des Debüts »Love Remains« von 2010 hat sich Tom Krell als How To Dress Well stetig weiterentwickelt. Auf »Care« präsentiert er sich nun so offen, radiotauglich und tanzbar wie nie und kommt damit seiner Vision, eine Vermittlerrolle zwischen Subkultur und Mainstream einzunehmen, schon recht nah. Auf einem soliden R’n’B-Fundament tummeln sich tiefe Bässe neben Streichertupfen und Stadionrock-Gitarren neben zerbrechlichen Glöckchen. Erlösende Breitwand-Refrains treffen auf State-Of-The-Art-Studiotricks; gewissermaßen wie Céline Dion-Melodien auf eine gezähmte Hudson Mohawke-Produktion. Dazu werden große Gefühle im eindringlichen Falsett beschworen, wobei sich Krell nicht nur das rhythmische, sexualisierte Keuchen von Michael Jackson abgeguckt hat. Seine positive Einstellung zum Sexuellen, das weder mit Hippie-Naivität noch mit Rock-Machismo etwas zu tun hat, stellt How To Dress Well zugleich in eine Reihe mit den fabelhaften Wild Beasts. Trotz des artifiziellen, stellenweise fast überproduzierten Klangbilds von »Care« vermag Krell es dennoch (und gerade durch die engagierten Lyrics und seinen aufrichtigen Vortrag), authentische Gefühlsregungen zu evozieren. Da will sich einer tatsächlich kümmern und sich wie anderen etwas Gutes tun – Mission geglückt.