Review Rock

Horsegirl

Phonetics On & On

Matador • 2025

Mit »Phonetics On and On« haben Horsegirl ihren Sound weiterentwickelt und ein Album geschaffen, das nostalgisch und tief in einem Spektrum von Underground-Gitarrenmusik verwurzelt ist und doch eine ganz eigene Identität besitzt. In den letzten Jahren haben sie in der Indie-Rock-Szene für Aufsehen gesorgt, v.a. mit ihrem Debütalbum »Versions of Modern Performance« (2022), das einen unverkennbaren Charme besaß und eine nostalgische Variante des Slacker-Rock der 1990er Jahre präsentierte. Der entspannte, melodische Gesang von Sängerin und Gitarristin Nora Cheng ergänzte den basslosen Sound des aus Chicago kommenden Trios perfekt.

Diesmal schlagen sie eine andere Richtung ein und orientieren sich stärker an den Underground-Bands der späten 1970er Jahre in Großbritannien – mit Anleihen bei Post-Punk-Acts wie Wire. Es gibt auch Referenzen an die sanftere Seite des Indierock. Der Opener »Where’d You Go« rast in kurzer Spielzeit mit treibenden Garage-Rock-Gitarren voran, über denen Chengs sanfter Gesang und die Harmonien der Gitarristin und Backgroundsängerin Penelope Lowenstein schweben. Gegen Ende sorgt ein herrlich schnarrendes Gitarrenmotiv für Dramatik.

In anderen Stücken wie »Switch Over« und »2468« wird die dronige, repetitive Ästhetik der experimentellen deutschen Musikszene der 1970er Jahre und von Bands wie Neu! aufgegriffen und durch einen durchgehenden Motorbeat ergänzt. In »2468« setzt die Band zudem eine fast folkloristisch anmutende Violine ein, die für eine spannende klangliche Abwechslung sorgt. Horsegirl melden sich mit einem Album zurück, das ihre bisherigen Fans begeistern wird und durch die größere Vielfalt an Einflüssen ein noch breiteres Publikum ansprechen dürfte.