Der argentinische Komponist Horacio Vaggione gehört nicht zu den bekanntesten Namen der elektronischen Musik, das liegt jedoch weder an seiner Produktivität noch an der Qualität seines Schaffens. Zu seinen Stationen gehören renommierte Pariser Elektroakustik-Adressen wie das maßgeblich von Pierre Boulez ins Leben gerufene IRCAM oder die von Pierre Schaeffer gegründete Groupe de recherches musicales (GRM), was einer der Gründe für diese Auswahl auf Recollection GRM ist. Vaggione, der inzwischen 81 Jahre alt ist, kam Ende der sechziger Jahre nach Europa und ging über Spanien nach Frankreich, wo er seit 1978 bis heute lebt. In seiner Musik gibt es eine Reihe von Kompositionen für akustische Instrumente in Kombination mit elektronischen Klängen, meistens computergeneriert. In diesen vier elektroakustischen Stücken kommen akusmatische Ansätze zur Geltung, bei denen man die Quelle dessen, was man hört, im Zweifel nicht klar erkennen kann, ebenso wie Granularsynthese, die, grob gesagt, auf Kürzestsamples von Mikrosekundenlänge beruht. Charakteristisch ist etwa ein Knirschen, das clean und auf trockene Weise dreckig zugleich klingt, was sehr filigrane Sounds ergibt, die konkret und abstrakt sind. Ganz im Sinne der Musique concrète, wie es im Kern auch Vaggiones Musik ist, wenngleich in avancierter Form. Anspruchsvoll, aber unter dieser Voraussetzung auch sehr unterhaltsam.
Schall / Rechant