Entspannte Jazz- und Funk-Samples treffen auf derbe Drum-Loops – wer an die Hieroglyphics denkt, hat Rap für Echthalter im Kopf. Bisher ungebrochen ist die Verbundenheit des Kollektivs rund um Del tha Funkee Homosapien und die Souls Of Mischief mit den Hip-Hop-Traditionen der New Yorker Schule. Dabei stammt die Gruppe nicht einmal aus der Geburtsstätte der vier Elemente, sondern aus der Bay Area. Dass das mit dem Respekt aus den »five boroughs« aber nie infrage stand, zeigt der siebenminütige Freestyle, der am Ende ihrer Werkschau »Hiero Oldies Vol.1« steht. Dort spucken die Hieroglyphics mit einer beachtlichen Punchline-Dichte ins Mikrofon des New Yorker College-Radios WKCR 89.9 FM. »Snake eyes, fake eyes, get punched in the mouth because I’m not from down south«, droht Opio und holt damit auch die ab, die die Souls Of Mischief bisher nur als die entspannten Kiffer von »93 ‚Til Infinity« kannten. »Hiero Oldies Volume 1« enthält ausschließlich ungeschliffenen Hip-Hop. Und ungeschliffen trifft es wortwörtlich. Alle Aufnahmen entstanden zwischen 1991 und 1992 und damit vor dem »Durchbruch« der Gruppe. Nur Del schnupperte zu diesem Zeitpunkt bereits mithilfe seines Cousins Ice Cube Chartluft. Entsprechend rumpeln die Drums, rauschen die Aufnahmen. In keiner anderen Musikrichtung gilt »roh« aber als so großes Kompliment wie im Hip-Hop. Dürftig abgemischte Lieder wie Dels »What Do You Say?« versprühen einen erfrischenden Charme, der heute nur noch schwer zu rekonstruieren ist. »Hiero Oldies Vol.1« zeigt Künstler, die bereits ganz genau wussten, wie sie klingen möchten. Bisher auf Kassette und digital erschienen, gibt es das Album nun erstmals auf Vinyl.
Hiero Oldies Volume 1