Mit den Jahren scheint Jamal Moss etwas introvertierter und, ja, sanfter geworden zu sein. Oder er zeigt einfach mehr von dieser Seite in seiner Musik. So deutete schon sein elegant reduzierter Wurf »The Acid Documents« vom vergangenen Jahr in eine weniger expressive Richtung. Sein jüngstes Album als Hieroglyphic Being widmet sich denn auch nicht den ausgelassenen Freuden der Tanzfläche, sondern ausdrücklich der heilenden Kraft der elektronischen Musik – wobei das ja eigentlich keinen Gegensatz bedeutet. Statt verzerrtem Acid-Brutalismus, dem man sonst oft bei ihm begegnet, wählt er diesmal weichere, flächigere Klänge. Auf Drexciya-Verhältnisse übertragen, wäre dies sein The Other People Place-Album. An dessen leicht entrückten House-Stil erinnern bei Hieroglyphic Being etwa Tracks wie »Spiritual Alliances«: Die Melodien und Harmonien träumen ein bisschen weltraumsehnsüchtig vor sich hin – oder besser jenseitssüchtig? Immerhin wurde der titelgebende Imhotep, ein Promi aus dem alten Ägypten, als Heilgott verehrt. Wer nun fürchten sollte, Hieroglyphic Being sei beim Esoterik-Kitsch angelangt, kann beruhigt werden: Die Bassdrum kickt auch auf »The Disco’s Of Imhotep« gern übersteuert vor sich hin und erzeugt mitunter genügend kritische Masse für ganz klassische kinetische Energie, wie man sie im Club benötigt. Solche Heilkräfte sind immer willkommen.
The Disco's Of Imhotep