Der Titel ist schon mal eine kleine Falle. »The Acid Documents« – das klingt eindeutig nach alten Bändern, die auf einem Dachboden in irgendwelchen Kisten vor sich hin gammelten, bevor sie zufällig beim Aufräumen entdeckt wurden. Oder vielleicht ein paar Disketten, die man erst mühsam lesbar machen musste, um dann auf diese Rohdiamanten des verfeinerten Fiepens zu stoßen und andächtig innezuhalten. Oder ekstatisch zu tanzen. Nun, ganz so alt scheinen diese versammelten Acid-Etüden dann doch nicht zu sein. Bei Jamal Moss alias Hieroglyphic Being sind die Dinge ohnehin gern etwas verwickelter. Auch diese Musik, die dem Geist nach den frühen Helden aus Chicago von Phuture über Adonis bis zu Lil‘ Louis verpflichtet ist, vermischt herkömmliche Acid-Elemente mit dem Versenkungsgeist von tribalistischen Ritualen. Jamal Moss gibt sich dabei erneut als Afrofuturist in der Tradition von Sun Ra zu erkennen, der das Weltall eben mit den Mitteln von House bereist. Die Klangpalette ist oft aufs Puristischste reduziert, man könnte fast meinen, es geschehe eigentlich nichts in diesen Stücken, doch Hieroglyphic Being verschachtelt seine Rhythmen mit so unauffälliger Eleganz, dass er wenig tun muss, um sehr viel zu erreichen. Und selbstverständlich verwendet er eine 303.
The Acid Documents