Review Electronic

Hiele

Essential Oils

Ekster • 2014

Tape des Jahres 2024

Roman Hiele legt sich stilistisch wohl ungern fest. Sein zweites äußerst vielschichtiges und komplex arrangiertes Album auf dem Antwerpener Label Ekster mischt Entspannung mit Adrenalin, warme Klänge mit kühlen Atmosphären, rappelige Beats mit ambienten Klangflächen, dunkle Stimmungen mit euphorischen, Breakbeats mit Acidsounds, Klangexperimente mit Footwork und Glitches. Ein großer Einfluss ist sicher auch die Intelligent Dance Music der 1990er Jahre. Die Musik kommt nie zur Ruhe, bleibt immer energiegeladen, frisch und dynamisch und Hieles Spielfreude lässt den Hörer bei jedem Durchgang etwas Neues in den Tracks entdecken. Dabei ist die Musik des Belgiers aber weniger abstrakt oder »schwierig«, sondern vielmehr äußerst harmonisch, melodisch und trotz einer hohen Kopfhörerkompatibilität durchgehend tanzbar. Das Plattenlabel bietet zwei Möglichkeiten der Rezeption von Hieles Produktionen an: Man könne akribisch jeden musikalischen Winkelzug des Belgiers verfolgen, aus dessen Ideenreichtum für einzelne Tracks andere Musiker ganze Alben konzipiert hätten. Oder man gebe sich, völlig überrollt von der Masse der Ereignisse, der beruhigenden Wirkung dieses neuronalen Overkills hin. Ganz so wild und anstrengend ist es dann aber doch nicht. Auf jeden Fall bietet »Essential Oils« einem Menge zu hören, bleibt bis zum Ende spannend und bewegen möchte man sich auch gern dazu.

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