Review
Hermeto Pascoal e Grupo - Planetário da Gávea

Hermeto Pascoal e Grupo

Planetário da Gávea

Far Out • 2022

Das britische Label Far Out wird seinem Namen mit dieser Veröffentlichung mehr als gerecht. In der Regel würde man bei einer Live-Aufnahme von 1981 ja eigentlich erwarten, dass es sich um ein Reissue handelt. Doch der Konzertmitschnitt des brasilianischen »Hexenmeisters« und Multiinstrumentalisten Hermeto Pascoal mit seiner Band, schlicht „O Grupo“ genannt, aus dem »Planetário da Gávea« in Rio de Janeiro erhält in dieser Fassung seine erste offizielle Tonträgerform verliehen. Erstaunlich, weil die zwei Stunden, mit denen man nicht bloß in der Zeit ein wenig zurück, sondern vor allem in der Musik sehr weit hinaus reisen kann, ein gutes Beispiel für Hermeto Pascoals furchtlose Fusion von Jazz, brasilianischen Traditionen und kosmischer Avantgarde bieten. Harmoniumklänge sind minutenlang das Einzige, mit denen das eine gute halbe Stunde lange erste Stücke »Paz Amor e Esperança – Homônimo Sintróvio« einsetzt. Nicht von Pascoal selbst gespielt, sondern vom Keyboarder Jovino Santos Neto, der später, wenn die Kollegen eingesetzt haben, zum Clavinet wechseln wird. Liebevoll energisch und friedlich verspult, und aus jedem Ton spricht ganz selbstbewusst die Hoffnung, auch im abschließenden eruptiven Trommelsolo. Und das ist lediglich ein Viertel dieses weltraumgroßen Vergnügens. Die unvermeidlichen Sun Ra-Vergleiche, wenn auch in der Sache gerechtfertigt, sollen an dieser Stelle einmal unterbleiben. Hermeto Pascoal ist schließlich sein eigener Kosmos, der keine Legitimation durch andere Autoritäten braucht. Was dieses Dokument ungeachtet leichter Mängel der Soundqualität noch einmal belegt, und der Sound soll ja kein Fetisch sein. Er ist einfach.