Review Dance

Hercules & Love Affair

Blue Songs

Moshi Moshi • 2011

Andrew Butler, Mastermind hinter dem All-Star Projekt Hercules and Love Affair, wird getrieben von einer starken Vision. Diese nimmt auf Personalien keine Rücksicht und präsentiert sich auf dem Nachfolgealbum zum selbstbetitelten Debüt aus dem Jahre 2008 nahezu in Neubesetzung. Antony Hagerty und Nomi Ruiz weichen für Aerea Negrot und Shaun Wright, das ständige Bandmitglied Kim Ann Foxmann und Programmierer Mark Pistel komplettieren das Quintett. Auch der Sound auf Blue Songs distanziert sich vom Grundgerüst »Disco« seines Vorgängers, klar, schließlich wird auch Co-Produzent Tim Goldsworthy (DFA) durch die Wiener Elektronik-Legende Patrick Pulsinger als ausführendes Organ ersetzt. Der Fokus wird neu gesetzt: New Wave und House der New Yorker Schule verdrängen die griechische Mythologie und erhalten den Hedonismus, der auf den beiden herausragenden Stücken My House und It’s Alright vorzüglich zum Vorschein kommt. Die Bürde des Konsenshits Blind wird mannigfaltig eingebettet in gelungene, facettenreiche Songs, den die überraschend offene Produktion Pulsingers gut tut und die stimmenreiche Neuorientierung mehr Dichte verleiht. Jedoch geht das Konzept nicht immer auf: gerade den entschleunigten Leonara, Boy Blue und Blue Songs fehlt es an Komplexität und Verbindlichkeit, die von der Verspieltheit nicht kompensiert werden kann. Dass Andrew Butler kein zweiter Arthur Russel sei, wie mein Kollege Aigner trefflich zu konstatieren wusste, steht außer Frage. Nichtdestotrotz gelingt ihm mit Blue Songs ein weiteres imponierendes und überraschendes Album.