Kraftwerk bleibt Qualitätsmarke. Und deutsche Namen eine Art Gütesiegel für Produzenten, die Musik aus Strom machen. Heinrich Dressel weckt da gleich ganz andere Assoziationen als Valerio Lombardozzi. Der Römer gibt sich unter dem teutonischen Namen schon mal als kalauerfreudiger Zeitgenosse zu erkennen – seine erste Platte auf dem holländischen Label Bordello a Parigi hatte den schön beknackten Titel »The House of the Rising Synth«. Das war 2013 und vielseitiger Synthiepop ohne Gesang, bei dem alles stimmte. Jetzt ist er mit »Lost In The Woodland« wieder bei den Niederländern, und diesmal gibt es weniger dominanten Beat, dafür ein dichtes Geflecht aus Arpeggien, Akkorden, Melodien, Naturgeräuschen und was man noch so braucht, um sich im Wald zu verirren. Ohne Verneigungen in Richtung Vergangenheit geht die Sache selbstverständlich nicht, Angelo Badalementi lässt mitunter schon mal grüßen, doch Lombardozzi macht diesen Ausflug zu seinem höchst eigenen Ding, etwa mit Fender Rhodes, das mitten im Stück auftaucht und einen Richtungswechsel markiert. Dazu ein federnder Groove, um die Angelegenheit flüssig zu halten, von wegen martialisches Germanentum! Überhaupt hat Lombardozzi viel zu viele Ideen, um es bei Fingerübungen und solidem Kopieren zu belassen. Wenn man nicht weiter drauf achtet, scheint bei ihm kaum was zu passieren. Dass er gleichwohl zuverlässig ans Unbewusste (oder Ähnliches) andockt und nicht mehr locker lässt, ohne dass man es richtig mitbekommt, macht diese Platte so groß.
Lost In The Woodland