Review

Hedvig Mollestad Weejuns

Weejuns

Rune Grammofon • 2023

Hedvig Mollestad Thomassen sollte man hierzulande nicht nur kennen, weil sie mit dem Trondheim Jazz Orchestra gearbeitet hat, sondern weil ihr souveränes E-Gitarrenspiel als Staubwedel für gleich zwei ganz unterschiedliche Genrebegriffe fungiert: Jazz und Heavy Metal. Bis vor Kurzem war die Norwegerin noch mit dem Hedvig Mollestad Trio auf Tour, nebenher hat sie unter dem Namen Hedvig Mollestad Weejuns ein weiteres Trio gegründet. Das Debütalbum heißt verwirrenderweise auch »Weejuns« und wurde an verschiedenen Orten live aufgenommen. Mit dem neuen Trio geht es auf neue Wege: weniger monumentaler Psych-Rock-Sound, mehr sphärische Klangexperimente. Selbst brachiale Gitarren-Parts fügen sich subtil ein ins Zusammenspiel mit Ståle Storløkken von Supersilent (Keys) und Ole Mofjell (Drums). Gleich »Go at your peril« enthält auf seinem Höhepunkt den Ohrwurm des Albums, ein im 7/8-Takt pesendes Riff, das in ein ebenso mitreißendes Solo von Storløkken an der Hammondorgel übergeht. Dasselbe Riff wird im vorletzten Track (»Stay at your peril«) wieder aufgegriffen und noch weiter getragen – hier beweist die Platte auch dramaturgisches Feingefühl. Im sterneflimmernden »Pity the city« meint man, Bläsern zu lauschen. »Hug that tree« wirkt mit seinen prominenten, nervösen Drums wie ein Breakcore-Zitat, und in »Come Monday« zeichnen Rhodes-Piano und E-Gitarre eine unheimliche Dystopie aus heulenden und tröpfelnden Klängen. Immer wieder hat »Weejuns« auch stark cineastische Züge. Es ist Thomassens spannendstes Werk bisher, weil es ein so besonderes Filigran der Zuordnungen aufspannt.