Review

Hauschka

2.11.14

City Slang • 2015

Wenn man als Pianist neoklassische Kompositionen in einem (wie auch immer gearteten) popkulturellen Kontext vorträgt wie Volker Bertelmann aka Hauschka”:»«, verfolgt man sicherlich auch, was verwandte Musikerkollegen aktuell veröffentlichen. In Hauschkas Fall ploppen spontan “Nils Frahm einerseits und Jason Beck aka Chilly Gonzales andererseits als Vergleiche auf. In etwa zwischen diesen beiden kann man auch »2.11.14« einordnen. Wo Chilly Gonzales recht puristisch mit dem Piano umgeht und eher durch seine unterhaltsamen Rap-Einlagen und Ansagen hervorsticht, beweist Nils Frahm auf dem Soundtrack des intensiven und zu recht hoch gelobten Kinofilms »Victoria«, dass er sogar als Elektro-Produzent eine gute Figur macht. Bei Hauschka finden sich zwar keine Clubbeats, aber Volker Bertelmann präpariert sein Klavier auf faszinierende Weise, etwa indem er Gegenstände auf oder zwischen die Saiten platziert, Dämpfer und verschiedene elektronische Hilfsmittel einsetzt. Die zweiteilige Liveperformance improvisiert auf den Stücken des letzten Albums »Abandoned City« und mäandert atmosphärisch dicht über jeweils etwa 20 Minuten vor sich hin. Kontrapunkte werden gesetzt, Themen und Motive wieder aufgenommen – oder auch mal unvermittelt fallen gelassen, langsame Steigerungen führen zu unkonventionellen Höhepunkten, musikalische Einflüsse kommen aus unterschiedlichen Traditionen und Epochen. Statt das genau Datum der Performance zu benennen, wäre es nur sinnvoller gewesen, das »Wo« im Titel zu erwähnen, denn das Artegio Music Museum auf der japanischen Insel Kyushu scheint sowohl die perfekte Stimmung als auch den idealen Klangraum geboten zu haben.