Dass Haruomi Hosono vor allem als Mitgründer des Yellow Magic Orchestra bekannt ist, tut seinem Solowerk ein bisschen Unrecht. Denn unter seinem Namen erschienen seit den Siebzigern regelmäßig Platten, zum Teil gleich mehrere in einem Jahr. »N.D.E.« von 1995 gab es seinerzeit lediglich auf CD, jetzt kommt zum ersten Mal eine vollständige Vinyl-Edition heraus. Eine späte Würdigung für einen abenteuerlustigen Trip zwischen Ambient, tribalistischen Klängen und gelegentlichen Ausflügen zu Techno. Gleich am Anfang setzt »Spinning Spirits« den Ton mit Kontrasten von indischer Perkussion und schärferen elektronischen Frequenzen. Sanft und schroff mischen sich ebenfalls erfolgreich in der geräuschaffinen Dub-Nummer »Teaching of Sphinx«, zusammen mit dem Produzenten François Kevorkian entstanden. Daneben begeistert die elektronische Easy-Listening-Exotik des entspannt fließenden, zugleich mit seinen auf und ab gleitenden Klängen schön verspielten »Heliotherapy«. Weit hinaus geht es dank der sitarartigen Effekte und sonstigen ethnisch anmutenden Schwebeklänge von »Edge of the End«, bei dem Bill Laswell mitproduzierte. Der ebenfalls ambientophile Saxofonist Yasusaki Shimizu hat übrigens auch seinen Auftritt auf »N.D.E.« Eine Platte prallgefüllt mit tönenden Seltsamkeiten, zusammengehalten von Hosonos sicherem Puls und Gespür für wunderbar eigenwilligen Groove.
N.D.E.