Auf seinem zweiten Album von 1986 scheint Harald Großkopf zunächst dort weiterzumachen, wo er mit »Synthesist« aufgehört hatte. »Eve On the Hill«, die erste Nummer, beginnt mit pulsierenden Sequenzerlinien, vielleicht eine Spur härter als fünf Jahre zuvor. Nach und nach merkt man jedoch, dass Großkopf sein Vokabular in der Zwischenzeit deutlich erweitert hat. Im Titelstück schweben matt schimmernde Klangwolken majestätisch durch einen unbegrenzt scheinenden Raum, wie man es von Ambient erwarten darf – damals hätte man womöglich New Age dazu gesagt. An anderer Stelle merkt man, wie in »Coming Out«, schon am funky Bass, dass die Platte Mitte der Achtziger entstand, auch die digital anmutenden Synthesizer-Stimmen sprechen eine Sprache, die ganz in ihre Zeit passt. Die großen Überraschungen hat sich Großkopf für den Schluss aufgehoben. So kombiniert er in »Pondicherry Dream« synthetische Arpeggien mit Tabla-Klängen. Besonders schön dann der »Minimal Boogie«, in dem kompakte Klavier-Figuren im Stil von Steve Reichs »Six Pianos« gegen analoges und beinahe erratisch programmiertes elektronisches Schlagzeug anlaufen. Irgendwann hat das Stück seinen Charakter gründlich verändert, nur um noch einmal an den Anfangspunkt zurückzukehren. Was »Oceanheart« an Geschlossenheit abgehen mag, macht es durch seine probierlustige Neugier locker wett.
Oceanheart