Review Rock

Happyness

Weird Little Birthday

Moshi Moshi • 2015

Wer »Weird Little Birthday« hört, glaubt gut und gerne, dass es sich dabei um eine Wiederveröffentlichung handelt. Doch anstatt das Debütalbum dreier Londoner Jungspunde aus dem vergangenen Jahr zu vermuten, scheint es sich eher um ein zu unrecht vergessenes Juwel aus der goldenen Ära des College- und Indie-Rocks aus den 1990er-Jahren zu handeln. Das slackerhaft Melodiöse von Pavement und Guided By Voices, die in Upbeats verpackte Dunkelheit der frühen Wilco und Eels sowie die Lo-Fi-Einfühlsamkeit von Yo La Tengo oder (den wirklich zu unrecht oft vergessenen) Fuck sprechen aus jedem der homogenen und doch abwechslungsreichen Songs. Vom eckigen, punkigen Zwei-Minüter bis zum elegischen, sich langsam steigernden Mammut-Track im Stil von »Fillmore Jive« findet sich auf diesem erstaunlichem Debüt die gesamte Palette der damaligen Songschreiber-Kunst. Erstaunlich ist »Weird Little Birthday« mit seinen bitterbösen Texten auch deshalb, weil es keine offensichtlichen musikalischen Bezüge zur englischen Heimat aufweist und nahezu prototypisch US-amerikanisch klingt. Trotzdem (oder gerade deshalb?!?) findet sich das Trio mehr als zurecht auf der Best Newcomer List des NME wieder – und liefert so das nächste Paradebeispiel der Retromania-Logik.