Das hier ist der ganz neue, heiße Scheiß. Wirklich jetzt. Innovative Leisure, die ja zuletzt mit Nick Waterhouse oder den Allah-Las zwei wirklich tolle Retro-Acts aus dem Hut gezaubert haben, wollen kein Sterbenswörtchen über die neue, zweite Platte des Palästino-Amerikaners Hanni El Khatib verlieren. Vielleicht mag es an der Furcht liegen, wie die USA wohl reagieren mögen, wenn sie davon spitzkriegen, dass ein »Towelhead« es gewagt hat, das amerikanischste und für sie allerheiligste aller Musikgenres, den Blues, auf seine eigene Weise zu interpretieren. Doch was können die elf Songs auf »Head In The Dirt«, dem zweiten Album des ehemaligen Skatepunks‘ und HUF Creative Directors, von denen er selbst sagt, sie seien für alle, die schonmal angeschossen oder von einem Zug angefahren wurden? Sie klingen jedenfalls, stimmlich wie auch musikalisch, ganz stark nach ihrem Produzenten, der omnipräsente Black Keys-Frontmann Dan Auerbach, und ein bißchen gewollt. Als wöllte El Khatib das »Garage« in »Garage Rock« um jeden Preis wieder zurückbringen, bemüht er sich nach Kräften, die Musik kühl, hart und gefährlich klingen zu lassen. Manchmal schafft er das, ab und zu sind, wie »Penny« oder die Single »Family« (mit selten dämlichem Video) auch ein paar ganz nette Songs dabei, aber all der Buhei jetzt um diese Musik? Die ganze Americana-Wayfarer-Outlaw-Ästhetik und Aussagen wie die, seine Musik sei »knife-fight-music«, lassen vermuten, dass Hanni El Khatib noch immer mehr Creative director als Musiker ist. Aber probieren kann mans ja.
Head In The Dirt