Es gibt ja diese Plattitüde, nach der ein Künstler besonders durch persönliches Leid und Qual zu kreativen Höchstleistungen angespornt wird. Angesichts von »Pleasure Boy« könnte man diesem Klischee fast zustimmen. Nach einer schweren, ja scheinbar fast traumatischen Trennung legt Hannah Cohen jedenfalls ihr bisher stärkstes Material vor, indem sie – genau! – diese Trennung musikalisch verarbeitet. In den sehr persönlichen Texten schüttet sie hier ihr ganzes Herz aus. Ihre verletzten Gefühle werden schonungslos und ungefiltert offengelegt. Eifersucht, Verlust, Angst, Schmerz, Reue und Wut sprechen ab dem ersten Refrain, in dem Cohen nachdrücklich nach dem Namen »der Neuen« fragt, aus nahezu jeder Zeile. Auf der Inhaltsebene ist das also durchaus schwere Kost – umso erfrischender ist das musikalische Fundament ganz und gar nicht miesepetrig. Das ist nämlich hymnischer Elektro-Pop, der an den richtigen Stellen zwar auch mal durch eine melancholische Piano-Ballade (»Baby«) oder eine triphopige Jazznummer (»Queen Of The Ice«) unterbrochen wird, aber im tanzbaren »Fake It« sogar Dupstep-Bässe auffährt. Stimmlich erinnert Cohen dabei an eine nicht ganz so stilisierte, aber vergleichbar laszive Lana Del Rey oder an Banks mit weniger mainstreamigen Beats. Schade, dass »Pleasure Boy« mit nur acht Songs recht knapp ausgefallen ist. Bei dieser Trennungsverarbeitung hätte man gerne länger zugehört.
Pleasure Boy