Wenn sich Leute heute auf ihre »eigenen« Traditionen besinnen, ist Misstrauen angesagt. Geht so eine Gesinnungsbewegung doch oft mit Nationalismus einher. Traditionalismus kann aber genauso gut als Form der Aneignung auf dem Weg in die Freiheit dienen. Bei der [Hallelujah Chicken Run Band](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6535/hallelujah-chicken-run-band,) in den Siebzigern im britisch kontrollierten Rhodesien gegründet und aktiv bis kurz vor der Unabhängigkeit des Staats, der fortan Simbabwe hieß, brachte dieser Schritt »zurück« einige ästhetische Innovationen mit sich. Denn die Musiker um den Trompeter Daram Karanga, darunter der Sänger Thomas Mapfumo und der Gitarrist Joshua Hlomayi, orientierten sich an der herkömmlichen Shonamusik, übersetzten sie allerdings mit ihren Mitteln. So spielten sie die Klänge der Mbira mit ihren metallischen Staccato-Tönen auf der E-Gitarre nach und schufen daraus ein neues Genre, Chimurenga, die »Musik der Befreiung«. Kreiselnd, loopartig, dabei mit klarem Vorwärtsdrall rollt ihr friedlich entschlossener Groove. In ihren Texten äußerten sie sich mitunter eindeutig politisch, auf Shona wohlgemerkt, was von der kolonialen Regierung nicht gesprochen wurde. 1980 erschien ihre letzte Single, Robert Mugabe führte das Land im selben Jahr in die Unabhängigkeit, später sollte sich seine Politik in ihr Gegenteil verkehren. Thomas Mapfumo, ein Kritiker Mugabes, musste 2005 das Land verlassen und ging ins Exil in die USA. Die Musik der Befreiung von der Hallelujah Chicken Run Band bleibt als Erinnerung an bessere Tage Simbabwes. Jetzt gibt es diese Zusammenstellung ihrer Hits zum ersten Mal auf Vinyl.
Take One