Ok, fragt am besten eure Eltern. Aber wer von euch 1982 das Licht der Welt erblickte, hat eine gute Chance, dass Hal Bradbury hier sein Zutun hatte. Kein Angst, hier geht es nicht um Ehebruch. Hal Bradbury hat 1981 jedoch das inne, was in den 1970er Jahren noch Barry White vorbehalten war: die Lizenz zum Flachlegen. Falls eure Mütter euch also erzählen, dass der Papa nach ein paar Stunden angeregter Gespräche plötzlich ohne ein Wort diese eine ominöse Platte aufgelegt hat und plötzlich anfing, seine Hüfte so zauberhaft zu kreisen… dann war es womöglich Hal Bradburys »This Is Love«. Gesetz dem Fall natürlich, eure Eltern waren da gerade auf Hawaii-Urlaub – doch dazu später. Zartes Gitarrenzupfen, ein sanftes Uhrwerk-Schlagzeug, verhaltene Synthesizer und Regenwetter-Pianos bereiten das Grundgerüst für Hal Bradburys Liebessäuseln. Wie man es schon von Marvin Gaye und Lionel Richie, Barry White und Stevie Wonder kannte, singt sich der Sänger der Hawaiianischen Popband The Fabulous Krush seinen Liebeskummer voller Inbrunst und doch ganz zärtlich von der Seele. Um ein eng umschlungenes Tanzen kam man an diesem Abend einfach nicht herum. Dass Bradbury dabei auf seinem einzigen Soloalbum nicht komplett in Cheesyness versackt, ist vor allem den recht rhythmusorientierten und verspielten Kompositionen zu verdanken, für die sich damals Jimmy Funai verantwortlich zeichnete. Funai bediente sich an den verpoppten Reggae-Einflüssen der Zeit wie auch am Glam-Rock-Pomp und den Ausklängen von Soul und Disco der 1970er, beging aber nie den Fehler, diese Einflüsse einfach zusammen zu würfeln oder zu überzeichnen. Die Produktion bleibt verhalten und unglaublich sauber. Eigentlich hatte »This Is Love« das Potential, zum 1980er-Kanon zu werden. Bradbury veröffentlichte das Album jedoch auf dem kleinen Label Fan Records und verkaufte es ausschließlich bei seinen Gigs auf und um den Hawaii-Inseln. Im Rahmen der Deep-Diggin’-Reissue-Serie bringt BBE »This Is Love« nun endlich auf das kontinentale Festland.
This Is Love