Review

Hakushi Hasegawa

Mah​ō​gakkō

Brainfeeder • 2024

Beim ersten Hördurchgang glaubte ich, der Presslufthammer aus dem Nachbarhaus würde zum Sound dazugehören, so überwältigend und maximalistisch riss mich »Mah​ō​gakkō« mit. Das Brainfeeder-Debüt des japanischen, non-binären Künstlers Hakushi Hasegawa ist ein Album der Extreme, obwohl Hasegawa laut eigener Aussage vor allem ein Gleichgewicht zwischen den Klängen anstrebt. Anscheinend gleicht man Speed-Metal-Drums am besten mit hochgepitchten Chipmunks-Vocals aus und jedes akustische Element wie etwa die Gitarre in »Boy’s Texture« mit mindestens 20 Spuren aus geglitchten Synths, vergaloppierten Jungle-Beats und verschiedenen Gesangsfetzen.

[feautres]

Überdrehte Polyrhythmen, die ihre Künstlichkeit offensiv ausstellen, stolpern auf »KYŌFUNOHOSHI« ungestüm nach vorne und werden von den Jazz-Bläsern der Komponistin Miho Hazama alles andere als im Zaum gehalten. Auf »Gone« versucht der Rapper Kid Fresino vergeblich mit seinem Flow das Chaos zu ordnen und den Lärm zu durchschneiden. In diesem Durcheinander aus J-Pop-sozialisierten Fire-Toolz, diesem ADHS-Smooth Jazz aus der Arcade-Spielhalle findet man dennoch langsam Puzzleteile, die zusammen passen, kann man Bezüge herstellen und Verbindungen erkennen. »Mahōgakkō« heißt übersetzt »Zauberschule« und so fühlt es sich wohl an, Magie nach und nach zu entschlüsseln und anfangs überwältigende Dinge letztlich in wirksame Zaubersprüche abzuleiten.