»Comeback«, so heißt der erste Track auf »Influencer«, dem neuen Album der Rapperin Haiyti. Ein Comeback, das ist ein großer Moment. Künstler:innen, die diesen Schritt gehen, sind meistens schon lange an der Spitze. Und jetzt wird nochmal ordentlich Geld verdient mit dem schon lange zurück liegenden Höhepunkt. Bei Haiyti ist das ganz anders: Ihr letztes Album »SUI SUI« erschien erst im Juli diesen Jahres. Und den Zenit, den hat sie nie erreicht. Ein einziges Mal war sie in der reichweitenstarken Spotify-Playlist Modus Mio vertreten. Haiyti ist der Dauer-Underdog, der jeden Tag um Anerkennung kämpfen muss. Sie ist schon immer Pop, aber noch nie Mainstream. So dreht sich auch das neue Album größtenteils um das andauernde Auf und Ab. »Ich wollte den Fame und dann wollt’ ich, dass es aufhört«, rappt sie auf dem Song »Holt mich raus«. Das tägliche Scheitern zieht sich wie ein roter Faden durch die 19 Tracks des neuen Albums. Drogenmissbrauch (»Kokaina«), Tanzen in den Scherben (»Herzinfarkt«), das Verbrennen von Geldscheinen (»Holt mich raus«), all das ist Symptom eines Lebens nach der persönlichen Apokalypse, die sich zum Ende des vorangegangenen Albums »SUI SUI« einstellt. Im Scheitern steckt dennoch die Hoffnung, es doch noch zu schaffen: »Ich bin Deutschraps Zukunft«, rappt sie auf »Comeback«. Zudem wagt Haiyti immer mehr musikalische Experimente. Ihr Stimmeinsatz, einst bekannt für die Aggression einer Kreissäge, ist hin und wieder sanft, verspielt, doch auch im Flüstern noch selbstbewusst. Melodien stehen mehr denn je im Mittelpunkt, ein großartiges Zeugnis dessen ist der Song »Star und Zurück«, »Benzin« gar entfernt sich von Rap und fügt sich in eine musikalische Tradition deutscher Stadionhymnen. Fazit: Haiyti ist fresher denn je.
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