Was? Echt? In Berlin gibt’s Leute, die keinen Techno knüppeln? Das schau ich mir an! Tatsächlich: Güner Künier sorgt für Sapperlott-Stimmung im Darkroom. Die gemasterte Wirtschaftsingenieurin mit Neuköllner Adresse veröffentlicht ihre erste Platte. »Aşk« ist ein Festnetz-Anruf aus einer Zeit, in der man in Berlin mit einer Zweiteilung nicht Koks-Keta, sondern die Mauer meinte. Für Punk zu spät, für Ecstasy zu früh, kommt »Aşk« ohne Irokesen und Nietengürtel aus. In den Mosh wirft sich das Ding trotzdem – um die Synthesizer-Heinis unter der Discokugel aufzuscheuchen. Die dreht sich zwar dank Producer Sid Vision, einer Koryphäe für everything Prog, auch. Wenn Güner rotzen will, tut sie das aber. Auf Türkisch. In Deutsch. Hauptsache Krachbumm-auf-die-Fresse drauf. Ihre Stimme verzerrt Güner dabei so stark, dass man kein Wort versteht. Braucht’s aber eh nicht. Die Message kommt schließlich durch. Berlin, du graue Stadt, wieso hauen hier so viele DJs auf die Vierviertelkacke? Die Antwort findet man auf »Aşk« nicht, Inspiration für Alternativen schon. Übrigens: Mit der anatolischen Partykapelle Altın Gün und deren Album »Aşk« hat Güner nichts zu tun. Güners Album kam sogar früher. Die Anzeige ist raus!
Aşk