Dass sich Musiker für elektronische Geräte älterer Bauart begeistern, ist dieser Tage ja längst nichts Ungewöhnliches mehr. Vielmehr ist es eine Stilentscheidung unter vielen, die genauso legitim ist wie das Musizieren exklusiv am Computer. Mara Barenbaum aus dem kalifornischen Oakland benutzt analoge Synthesizer und Drumcomputer wie die Roland CR-78 Drum Machine, die einst etwa John Foxx verwendete. Bei Barenbaum kommt dieser Apparat auf ihrem vierten Soloalbum »Passing Shades« sehr effektiv in ihrem Stück »Mute« zum Einsatz. Überhaupt geht mit den Arbeitsmaterialien eine Vorliebe für den Synthie-Pop der Achtziger einher, auch das nicht unbedingt überraschend. Die Klänge wollen bei ihr mithin weniger neue unbekannte Welten schaffen, was ja ohnehin zunehmend schwierig wird, als vielmehr an bekannte Gesten andocken. In »Twin Studies« kommt sogar ein Zitat aus »Blue Monday« von New Order zum Einsatz. Insgesamt gibt Introspektiv-Unterkühltes bei ihr den Ton an. Was nicht weiter der Rede wert wäre, wenn Barenbaum ihre Mittel nicht so verdammt eingängig und mit unbeirrbar sicherer Hand zu nutzen wüsste. Ihr allergrößter Vorzug kommt dabei gar nicht aus ihren elektronischen Instrumenten, sondern aus ihrem eigenen Körper: Die Stimme macht bei Group Rhoda insofern den Unterschied, als sie einerseits sehr gut weiß, wie man damit auch singt, und andererseits ihre dezent ausladenden Melodien mit kontrollierter Expressivität vorträgt. Für den Verlust, um den es auf dieser Platte geht, sind das so bewährte wie überzeugende Ausdrucksformen.
Passing Shades