Review Jazz

Gregory Porter

Nat »King« Cole & Me

Blue Note • 2017

Nathaniel Adams Coles wurde nicht sehr alt. Doch als Nat »King« Cole wurde der Sänger und Pianist ab den späten Vierziger Jahren mit Songs wie »Nature Boy« und »Mona Lisa« zu einem der großen afro-amerikanischen Stars der Nachkriegsjahre. 1965 verstarb Cole, sechs Jahre vor Gregory Porters Geburt. Für Gregory Porter wurde Cole bald wichtigstes Vorbild und Inspiration. Der kalifornische Jazz-Sänger schrieb sogar ein Musical über ihn: 2004 wurde »Nat King Cole & Me« uraufgeführt. Das Werk dient dem Mann mit der Ballonmütze nun als Fundament für ein gleichnamiges Album mit dem London Symphony Orchestra, arrangiert von Vince Mendoza. Die populärste Schmusestimme des Jazz singt also Klassiker wie die oben genannten, erstmals auch auf Spanisch. Sicher, Porters Version von Chaplins »Smile« wirkt auf angenehme Art altmodisch, so wie es sich Sonntagnachmittag auf der Couch trefflich mit Romanzen aus den 1950er Jahren entspannen lässt. Aber der Sänger verzichtet hier bis auf eine Ausnahme auf die übliche Quartett-Besetzung und taucht diese teils wirklich bewegenden Songs in eine zähflüssige Streichersoße. Dass hier ein renommiertes Ensemble am Werke ist, ist kaum einmal zu spüren. Es könnte auch ein Schulorchester sein, dem man die Fehler mit »Pro Tools« ausgebügelt hat, so glatt und austauschbar ist ihre Performance. Eine vertane Chance.