An manche Größen muss man ja leider immer mal auf dem Umweg über andere prominente Mitspieler erinnern. Beim Schlagzeuger Glen Velez wäre das Steve Reich In dessen Ensemble spielte der US-Amerikaner 15 Jahre lang mit, ist in Einspielungen von Klassikern wie »Drumming« oder »Music For 18 Musicians« vertreten. Auf seinen eigenen Platten verfolgte Velez eine auf weniger strengen Patterns basierte, dafür mit rhythmisch allerfeinst abgestimmten Akzentuierungen und Polyrhythmen arbeitende selbstentwickelte ethnische Musik, zentriert um seine Auswahl der von ihm favorisierten Rahmentrommeln. Die irische Bodhrán gehört dazu, ebenso die arabische Riq, die nordafrikanische Bendir und die aserbaidschanische Ghaval. Glen Velez’ Entwicklung über seine drei frühen Soloalben aus der Zeit von 1985 bis 1989 hinweg stellt das Label Emotional Rescue jetzt mit der Compilation »Sweet Season« vor. Den überwiegenden Teil des Materials hat Velez fast im Alleingang eingespielt, hier und da auch mal ein bisschen Obertongesang eingefügt. Nicht, dass der dann das Entscheidende an den Stücken wäre. Doch selbst da, wo man nicht alle ethnischen Aneignungen ausschließlich bereichernd finden mag, fasziniert Velez’ feine Virtuosität, die zuallererst auf Trance und Ritual setzt. Sologefriemel, das im Jazz gern in selbstverliebte Technik-Leistungsschau ausartet, ist ihm ziemlich fremd. Heute mag das alles weniger überraschend wirken, gibt es inzwischen doch ethnische oder ethnisch inspirierte Musik in unterschiedlichsten Zusammenhängen zu hören. So perfekt wie hier bekommt man sie andererseits auch nicht oft geboten.
Sweet Season