War euch mal langweilig in der Schule? Und wenn ja, habt ihr dann euer hoffentlich biegsames Lineal zur Hand genommen, es einige Zentimeter über die Tischkante hinausgeschoben, dann gespannt, mit größter Vorfreude losgelassen und beglückt dem spröden Geräusch der Schwingungen gelauscht? Dann werdet ihr mit »Rhetoric Islands« eure helle Freude haben. Die hatte Giuseppe Ielasi sogar schon 2011, als er diese zehn titellosen Stücke als Auftragsarbeit für das Pariser Klangkunstfestival L’Audible kreierte. Nun erscheinen sie 13 Jahre später in ihrer vollen plastischen Pracht auf Jan Jelineks Faitiche. Und wieso auch nicht? Musik dieser Beschaffenheit altert schließlich nicht rapide und lässt kurzlebige Moden links und rechts an sich vorbeiziehen wie die von ihr getriggerten Klangereignisse an den Ohrmuscheln bei Kopfhörergenuss. Eindrucksvoll belegt das Stück Nummer drei, in dem sich schabende Geräusche unterschiedlicher Frequenzen mit einem dezent in den Hintergrund gemischten, lange gehaltenen Drone-Ton balgen. Die Vier lebt vom Kontrast aus Stille und motorisierten Nadeln, die in sie hineinstechen. Die Sechs hingegen klingt wie eine Mischung aus Footwork und Bass Music für den White Cube, während in der Sieben wieder hartkantige Elastizität auftrumpft. Was bleibt übrig, wenn man diese Platte nun völlig nüchtern betrachtet? Viel Kontext ist es nicht. Dafür ein unorthodoxes Hörerlebnis, das auch in seinen drögen Momenten zu glänzen weiß.
Rhetorical Islands