Dem Ruf der unbegrenzten Möglichkeiten folgend, sind ab den 1950er Jahren Heerscharen von Süd- und Mittelamerikanern in die Staaten emigriert. Nur um festzustellen, dass, nomen est omen, der »American Dream« für die meisten aber nicht mehr war als was er vorgab – ein Traum, den theoretisch zwar jeder verwirklichen konnte aber in der Praxis nunmal nicht alle. Gentrifiziert und monetär geknebelt, blieb den meisten Zuzüglern nur dieselbe berufliche Scheinwahl, vor der die schwarze Bevölkerung seit jeher stand. Entweder illegale Substanzen unters Volk bringen oder der aussichtslosen Leere Substanz in Form von Musik oder Sport geben. Die Kombination von schier unendlicher Freizeit, an jeder Ecke erhältlichen Drogen, und der permanenten Hingabe zu weltlichen Lastern, machte aus der Bronx den brodelnden Hexenkessel, in dem diese Scheibe angereichert wurde und der ihr diesen betörenden Dunst mitgab. Zwar waren die Ghetto Brothers zuerst eine Gang, deren kleinkriminelle Machenschaften sich auf wenige Blocks beschränkte. Ihre musikalischen Vorlieben wurden aber von Strömungen aus Übersee geprägt. So ist ein ganz klarer Einfluss, dem sich bereits einige der Bandmitglieder zuvor unter dem Namen »Junior Beatles« widmeten, der Mersey Beat. Gerade in den englischsprachigen Tracks wirkt der Gesang naiv burschikos, mit dem allein sie sich im Ghetto wohl nur eine gehörige Tracht Prügel eingefangen hätten. Gerade in den zwei, in ihrer Muttersprache vorgetragenen Stücken, kommt dann aber der wahre Charakter zum tragen, der ihnen ihren damaligen lokalen Erfolg bescherte und sie alles andere als knabenhaft daherkommt lässt. Eine abgeklärte Mischung von occidentaler Musikalität und diesen unbändig wilden Perkussion-Elementen, wie sie nur Latinos zu kreieren verstehen. Sicherlich einer der Hauptanwärter für den Rang des Missing Link zwischen dem verträumten Soul-Pop der 1960er Jahre und dem verwegenen Chicano-Funk Mitte der Siebziger.
Power Fuerza Deluxe Reissue