Es hat den Anschein, als sei George FitzGeralds Karriere bisher weitgehend im Schatten anderer verlaufen. Anfangs als Joy Orbison-Copycat abgestempelt, zogen die Kritiker später Parallelen zum basslastigen House-Stil wie ihn etwa Midland pflegt. Offenbar ist dem Londoner die Emanzipation von seinen Peers auch kein allzu dringendes Anliegen, wie seine jüngste EP »Child« vermuten lässt. Zwar wagt er sich etwas aus seiner Komfortzone, indem er erstmals sämtlichen Tracks ein 4/4-Fundament zugrunde legt und bis dato ungenutzte Sounds einfließen lässt. Seine persönliche Note behält er jedoch bei – am deutlichsten zu bemerken auf dem dahingleitenden »Unilateral«, für das er sich der typisch melancholisch-warmen Klangfolgen und gestückelter Vocals bedient, kontrastiert durch unheilvoll heraufziehende Synthies. Eine ähnliches Rezept verwendet er für »Lights Out« , einen auffallend Techno-affinen Percussiontrack, dessen luftige Pianoakkorde auf Chicago verweisen. Als Hommage an 90’s Rave wiederum sind die harschen Stabs zu deuten, die sich hier und da in das stampfende »Hindsight« fräsen. Das Highlight der EP bildet der von New York Garage beeinflusste Titeltrack »Child«, ein pumpender Floorfüller mit markant offenen Hi-Hats, kraftvollen Claps und catchy Soul-Vocalsample. Alles in allem liefert FitzGerald ein hoch funktionelles, facettenreiches und mit klassischen Referenzen gespicktes Release ab, das seinem Sound einen neuen Anstrich verleiht. Ihn von seinen Zeitgenossen abzuheben (sofern das je ein Ziel war), gelingt der EP aber leider nicht.
Child EP