Black Midi, das waren diese genialen Nerds, die all den besorgten »There are no bands anymore«-Artikeln mit Schlagzeug- und Gitarrenstürmen sowie dezentem Post-Internet-Humor den Mittelfinger entgegenstreckten. Und jetzt gibt es sie nicht mehr. Bandleader Geordie Greep, mit leicht gequetschter Stimme und Anzügen, in die er nie ganz passen wird, ist solo nur bedingt in einem new sound angekommen. Jedenfalls so lange nicht, bis er durchblicken lässt, dass diese Las-Vegas-Showman-Zirkusboxer-Post-Rock-Nummer doch keine Phase war und sich zustzälich eine Liebe zu allen brasilianischen Klassikern des 20. Jahrhunderts ausbreitet.
Dem Album steht ausgesprochen gut, dass es sich musikalisch von Ironie befreit und mit großer Geste auf die Showbühnen dieser Welt stellt. Jede gespielte Note breitet ihre Flügel aus und will eigentlich nur das Scheinwerferlicht genießen. Textlich sieht das anders aus. »The New Sound« wird von Männern bewohnt, die sich in schwitziger Verzweiflung und ausgeprägter Großmannssucht nervig bis übergriffig verhalten. So als Bestandsaufnahme britischer Typen, die Geordie Greep in Bars und auf Tour getroffen hat. Ob er das mit 40 so noch singen will, sei mal dahingestellt. Bis dahin ist es aber auch noch ein bisschen.
The New Sound Black Vinyl Edition