Wien, 1994. Techno is in town. Die geradlinigen Beats, die aus Berlin und Detroit rüberschwappen, schlucken alles. Austropop, Hip Hop und Indie Rock erst recht. Doch langsam schleicht sich ein bedrohliches Grundrauschen ein. Es kommt aus den Kühlschränken der Stadt. Den Anfang macht das Gerät von Peter Rehberg. Als der nämlich eines Morgens nach einer Party in seiner Küche crasht, vielleicht noch mit den dumpfen Schlägen des letzten Sets der Nacht im Hinterkopf, hört er genauer hin, hört seinem Kühlschrank zu. Das soll den Auftakt für nicht allein seine eigene Karriere, sondern auch eines der visionärsten Labels der jüngeren Geschichte bedeuten: Mit der »Fridge Trax«-EP nimmt Mego seinen Anfang. Anlässlich des 20. Geburtstages des Wiener Imprints, das mittlerweile in zweiter Inkarnation als Editions Mego von Rehberg allein kuratiert wird, wird das legandäre Release neu aufgelegt, erweitert um die 1995 veröffentlichte LP »Live And Final Fridge«, die – kein Scherz – zum Teil auf der Love Parade desselben Jahres aufgenommen wurde. Das alles klingt gewaltig kurios und weckt Skepsis: Hat der Mythos um das Album, das Rehberg unter seinem Pseudonym Pita gemeinsam mit den Mego-Mitbegründern Andreas Piper und Ramon Bauer alias General Magic aus abmikrofonierten Kühlschrankgeräuschen zum Großteil in der Berliner Studiodépendance zusammengemischt hat, musikalische Substanz? Die umfassende Neuauflage macht schnell klar, dass es sich bei den »Fridge Trax« keineswegs um bloß Kuriositäten handelt: Auch wenn ein Stück wie zum Beispiel »Funk Fridge« sicherlich leicht dadaistische Züge annimmt, mangelt es doch nie an Konsequenz. »Fridge Trax Plus« versammelt 13 ausgezeichnete Ambient- und Electronica-Stücke mit muffigem Industrial-Flair, denen einerseits ihre Hauptsoundquellen kaum anzuhören sind und sich andererseits stringent zusammenfügen. Mal leise rauschend und rumpelnd, mal dezent groovend. Ganz ernsthaft: Mit einigen dieser Kühlschränke ließe sich ein Dancefloor anheizen.
Fridge Trax Plus
