Review

Gary Bartz, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad

JID006

Jazz Is Dead • 2021

»Gute Musik ist für mich immer spirituell.« Das gab der amerikanische Jazzsaxophonist Gary Bartz uns im letzten Jahr zu Protokoll. Daran gemessen ist »Jazz Is Dead 006« gute Musik. »Spiritual Ideation« heißt gleich auch das erste, leitende Stück, auf dem Greg Paul am Schlagzeug, sowie die beiden Initiatioren Adrian Younge und Ali Shaheed Muhammad an Vibraphone und Orgel sogleich in den Groove gehen. Gary Bartz setzt nach 45 Sekunden ein, mit der von ihm bekannten Geschmeidigkeit. Bartz Saxophonspiel, das in Aufnahmen mit den Größen des Jazz, von Eric Dolphy, über McCoy Tyner, bis hin zu Charles Mingus und Miles Davis, zu hören ist, wickelt dich in die wärmsten Decken ein. Das Spirituelle hängt bei Gary Bartz halb im Esoterischen. Da ist er allerdings ganz auf der Linie der kalifornischen Jazzauffassung, von Phil Ranelin, Wendell Harrison, Tribe Records im Allgemienen, bis hin zu Carlos Niño und Kamasi Washington. Das Rhythmische wird konservativen Jazzapologeten mitunter die Nackenhaare aufstellen, denn das Schlagzeugspiel ist modern, bedient sich in seinen Grooves bei Hip-Hop, Afrobeat, Funk. Diese variable, auf die Bewegung setzenden Rhythmen sind ein guter Kontrast zum nach Innen gekehrten Spiel von Gary Bartz. Die acht Stücke sind selten länger als 4 Minuten, und nach nur 28 Minuten wirst du als Schmetterling wiedergeboren sein.