Ist das jetzt »happy music for people who love sad music« oder »sad music for people who love happy music«? Ein Blick in die Lyrics des Openers hillft uns da ebenso wenig weiter wie die, zugegeben, etwas unbeholfene Anspielung auf Modest Mouse. »This is a sad sad song for all you sad sad people«, singt Ryan Grubbs und leitet damit ein euphorisches Surf-Popalbum ein. So traurig kann das also alles gar nicht sein. Im Laufe des Albums knüpfen die Ganglians dann dort an, wo die Beach Boys vor Jahrzehnten aufhörten und The Drums im letzten Jahr ein Revival des Genres initiierten. Psych-/Surf-Pop für den urbanen Lifestyle, wo die Hemden nicht bunt, sondern kariert und die Hosen nicht kurz, sondern hochgekrempelt sind. Alles klingt so fern und blechern, als wolle Still Living eine versteckte Kritik an die Entfremdung innerhalb moderner Gesellschaften sein. Will es aber nicht. Was es vielmehr sein will, ist eine transparente Soundskizze, die sich wie eine Schablone über die von ihr adaptierten Genres und Jahrzehnte legt und in seiner Durchlässigkeit zeitloser nicht sein könnte – im doppelten Sinne. Kanonchöre, luftig-verhallte Gitarrenakkorde und Lo-Fi-Produktion. Brian Wilson trifft auf Bernard Sumner – mal wieder. Nur diesmal ist es ein außerordentlich ertragreiches Treffen. Und da die Eingangsfrage nicht zufriedenstellend beantwortet werden kann, belassen wir es besser dabei: It†˜s happy-sad music for people who love good music.
Still Living