Review

Gang Colours

The Keychain Collection

Brownswood • 2012

Auf dem Cover von »The Keychain Collection« prangt ein Klavier, auf dem Pult die Noten von Beethoven’s all-time classic »Für Elise«. Es scheint als wolle der aus Southhampton stammende Will Ozanne aka Gang Colours hiermit die Richtschnur für das eigene Werk setzen, das nicht ganz zufällig auf Gilles Peterson’s Label Brownswood erscheint. Denn Will Ozanne scheint gleichermaßen geschult an den Balladen eines Beethovens wie am Katalog des eigenen Labels. Tracks wie »Tissues & Fivers« zeugen davon. Wo man bei Brownswood-Veröffentlichungen sonst die Acid- und Soulzitate zwischen den Zeilen feiner elektronischer Beats vermutet, vermindert Ozanne diese Anteile zu Jazz-Versatzstücken, die sich einreihen und unterordnen und somit vor allem dem Klavier viel Raum schaffen. Vor allem der Verzicht auf klare dramaturgische Strukturen, diese stetig suchenden Beats, die immer wieder gebändigt werden müssen, um die melodischen Akzente setzen zu können, machen »The Keychain Collection« zu furnishing music im besten Sinne. Eine subtile, beiläufige Platte, die sich ebenso im Hintergrund zu halten weiß, wie sie für denjenigen, der sich ihr zuwendet eine Fülle an doppelten Böden und Details bereithält. Will Ozanne’s Gesang muss sich dabei sicherlich an die James Blake-Vergleiche gewöhnen, wenn auch er seine Stimme viel vorsichtiger, beinahe schüchtern für nur wenige zaghafte Zeilen einsetzt, sie dem Klavier nicht ebenbürtig positioniert ist. Die Momente, wenn diese sich jedoch für wenige Augenblicke emanzipiert, gehören zu den schönsten und größten dieses überzeugenden Debüts.