Auch wenn der Titel »Singles« es vermuten lässt, ist der vierte Langspieler der Synthpop-Barden Future Islands keine verfrühte Greatest Hits-Platte, sondern – so viel sei vorweggenommen – die bestmögliche Rückkehr, die gar keine ist. Drei Jahre nach ihrem letzten Tauchgang »On The Water« begibt sich das Trio aus Baltimore, Maryland überraschenderweise verstärkt in ungewohnt clean-klingende Kompositions-Kategorien aus höheren BPM-Zahlen, wo es Beach House und Grizzly Bear-Produzent Chris Coady gelungen ist, den New Wave-Romantikern edelmütigste Pop-Kristalle zu entlocken. Egal ob lupenreinen 80er-Keyboard-Pathos wie »Seasons Waiting On You« oder schlafwandlerischen Uptempo-Tronic wie »Doves« – statt sich im Elend zu suhlen, kann man den Welt- und Herzschmerz doch viel besser wegtanzen. Der Drumcomputer peitscht, die Synthies jauchen himmelhoch und mittendrin zerreißt Samuel T. Herrings Intonation Herzen in flackernde Hoffnungsschimmer am Horizont der eigenen Vorstellungskraft – »We were built for making love and not for war/ I’m screaming fire! fire!«. Immer noch schwermütig und emotional unausgelastet, schmettert der Mann mit der wohl gefühlsgewaltigsten Stimme der Synthie-Schnulzen-Welt dieses Mal weitaus optimistischer in die Untiefen seiner Dämonen – quasi, als eine Blue-Eyed-Soul-Variante von Bruce Springsteen, die einmal mehr die Tracklist nur durch seine Stimmenpräsenz zusammenhält. An Stellen wie »A Song For Our Grandfathers« balanciert man zwar haarscharf an der Kitschgrenze, doch sind Großeltern ja ohnehin die coolsten Familienmitglieder und Alben wie »Singles« viel besser für einsame Spaziergänge im Großstadt-Regen gedacht. Oder viel besser: einsame Tänze.
Singles