Review

Futers

U Get Me

777 Records • 2016

Breakbeats sind wieder zurück und mit ihnen schleichen sich melancholische Flächen ins Klangbild der Clubkultur. Nach Rising Sun, Sven Weisemann, DJ Metatron alias Traumprinz und anderen legt auch Futers eine EP vor, die utopische Neunziger-Jahre-Sehnsüchte versprüht. »U Get Me« ist eine vierteilige Hymne an die Zeiten von Fantazia, die Weitschweifigkeit des Spiral Tribes und jeder Menge ibizenkische Sonnenaufgänge bei ausgetrocknetem Rachen. Der melancholische Titeltrack führt die Kontraste der EP perfekt zusammen: Ein wummernder Breakbeat steigt ein, verhallt aber nach nur vierzig Sekunden schon – Melancholie macht sich in satten, sanften Akkorden breit. Aber der Beat kommt wieder rein, die Kick gesellt sich dazu und nach einem weiteren Intermezzo finden die beiden Herzen im Brust des Tracks endgültig zueinander. Direkter als diese grandiose Vereinigungsorgie führt »Slammin‘« schlierige Flächen mit dumpfen Beats zusammen – Outsider House? Allerhöchstens bis zum irrsinnigen Break, der sich in die Wiederaufnahme des rumsenden Vierviertlers hineinspielt, bevor er von einer unverkrampften Acid-Line abgewechselt wird. Wenn dazu die Pille gepoppt wurde, wird zu »Mackin‘«die Trillerpfeife rausgezogen: Hip House-Anleihen klangen selten so sehr nach den legendären Zeiten der Madchester-Hochzeit. Irre! Dagegen wird durch »Cide« gleich eine andere Neunziger-Bastion wiedereröffnet: Der Chillout-Room. Ein basswuchtiger, aber trotzdem zurückhaltender Beat rahmt elegische Soundspielereien, die für den noch größeren Chemie-Kater nach dem großen Rave vorbereiten. Was »U Get Me« so grandios macht, ist nicht etwa Futers‘ gekonntes Spiel auf der Klaviatur verblasster Standards, sondern wie diese aufgebrochen und rekombiniert werden, bevor sich alles zu einem großen Spannungsbogen zusammenfindet. Ein EP-Beitrag zur Rave-Geschichte, welcher selbst eine Rave-Geschichte erzählt.

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