Review

Freddie Gibbs & Madlib

Bandana

Keep Cool • 2019

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile und man braucht keine Ahnung von Metaphysik zu haben, um das zu begreifen. Es reicht, sich das zweite Album von Freddie Gibbs und Madlib zu geben. Für »Bandana« scheinen beide Schwergewichte ihr jeweils bewährtes Erfolgsrezept aus der Hand gelegt zu haben. Was folglich passiert, ist mehr als Gangsta-Rap meets Beat-Nerdism – und noch dazu auf einem ganz anderen Level, als es der zwar von Blaxploitation inspirierte, trotzdem recht formlose Vorgänger war. Freddie Gibbs lässt seine ignorante Künstlerpersona Risse bekommen und anstelle von Selbstgefälligkeit und Hustlerei treten endlich grundsätzlichere Fragen, etwa der nach black freedom. Dringlichkeit und Reflexion prägen die Lyrics, die Gibbs im Zuge seiner Inhaftierung wegen Vergewaltigungsvorwürfen schrieb; sie bringen den kiesigen Style des Ex-Kriminellen besser auf den Punkt als alle bisherigen Angebereien zusammen. Madlib wiederum lässt es sich erneut nicht nehmen, seinen Gegenpart herauszufordern, tischt trappy Hi-Hats auf und was mit Boom-Bap beginnt, artet in von Querflöten getragenen Jazzausflügen aus. Mehr als auf »Pinata« scheint der Beat Konducta sich als Sparringspartner zu sehen, sodass sich Gibbs von seinen Beats tatsächlich leiten lassen kann, statt nur draufzurappen. Während das gemeinsame Debüt streckenweise noch nach glücklichem Zufall klang, kristallisiert sich auf »Bandana« die Essenz einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe heraus: 1+1 = ∞.