Review Rock

François & The Atlas Mountains

E Volo Love

Domino • 2012

Vorhang auf für François und The Atlas Mountains. Während der erste Musikvideo-Akt von Les Plus Beaux aus Puppentheater mit angemalten und musizierende Zehen besteht, wird es im weiteren Verlauf nicht minder fantasievoll. Die vier Musiker reiten auf selbst gebastelten Fabelwesen, die zum Großteil aus Holz, Pappmache und ihren Freunden bestehen, spielen als zehn Meter hohe Figuren an die Wand einer Fabrikhalle gelehnt oder laufen als winkendes »Arschgesicht« durchs Bild. Musik und Szenerie schreien förmlich nach World Music und dieses Mal eben auch auf Französisch, zumindest im Opener von E Volo Love. Klar ist auch, wo dieser Einfluss herkommt. Chef François Marry hatte schon seit jeher ein Faible für Experimentelles, Afro-Sounds und war eben auch Trompeter bei Camera Obscura. Die afrikanische Leichtigkeit, ausgedrückt durch feurige Perkussion und soulige Basslines, hat François aus früheren Schaffensphasen auch auf das aktuelle Werk mitgetragen und so wie es scheint noch lange nicht aufgegeben. Charmant und feinfühlig setzt er nun begleitet von seinen Mannen Gerard, Pierre und Amaury auf das Indie-Pop-Ufer über, ohne dabei aber frühere Inspirationsquellen versiegen zu lassen. Das Herz jeden Songs auf E Volo Love liegt nach wie vor tief verwurzelt in nie enden wollender Melancholie. Gesang und Stimme sprechen diesbezüglich Bände. Der perfekte Gegenspieler zum sonst so leichten, zärtlichen und intimen Sound des Albums, der einlädt zu einem spannenden und undurchsichtigen Wechselbad der Gefühle und Stimmungen. Sonne und Nebel, der über dem Wasser schwebt, stehen sich leidenschaftlich gegenüber und versuchen die Oberhand zu gewinnen. Aufgenommen haben Fránçois & The Atlas Mountains in einem alten hölzernen Tanzsaal in Saintonge, der wahrscheinlich sein übriges getan hat um einen natürlich und spirituell anmutenden Sound zu erschaffen und die Grenzen rückwärtsgewand in Richtung Weltmusik fließend zu halten. Reiner Indie-Pop ist es folglich nicht. Einigen wir uns auf Afro-Indie-Pop. Vampire Weekend grüßen aus der Ferne.