Die große, die begnadete Sarah Davachi. Da sieht man sie auf dem Albumcover neben einem unbekannten Mann, und dieser Mann trägt sein graues Haar vornehm zurückgekämmt, dazu Wollmantel und Vollbart, da ahnt man: Das hier passt, das sieht doch ganz deutlich nach der guten Seriosität aus, nach stilvoller Ernsthaftigkeit.
Bei Mann mit dem vertrauenserweckenden Erscheinungsbild handelt es sich um François J. Bonnet, französisch-schweizerischer Komponist, Schriftsteller und Theoretiker, der ganz harte Brocken also. »Banshee / Basse Brevis« ist leider keine Kollaboration, sondern das Nebeneinander zweier Solo-Stücke, 22 respektive 18 Minuten lang, Musik für Theoretiker aus der DACH-Region also, könnte man meinen, könnte man befürchten.
Aber: Alles gar nicht so trocken! Die beiden wollen hier durchaus Stimmung. Bei Bonnet entsteht sie durch das Nebeneinander von kleinen found sounds und großen Synth-Anschlägen. Bonnet hat seine Field Recordings auf den Inneren Hebriden gesammelt, was unangenehm klingt aber Schottland ist. Holzboote schippern im Hafen, Kleinstmaterial klingelt und klongelt, und Bonnett schafft es mit seinen Sound-Flächen wie der Mond zu agieren, er zieht das Material an und lässt es wieder fallen, immer wieder braut sich etwas zusammen, es ist definitiv Unheil, das hier vom Meere herkommt.
Danach Davachi an Orgel und Synth. Vielleicht die Elegie auf die Welt, die Bonnet zuvor hat untergehen lassen. Es ist ein Nachsinnen, das Davachi mit ihrer gewohnt langsamen, stetigen, hintastenden Art anstellt. Am Ende sitzt man da und hat Jahrhunderte gesehen, man hat die Zeit sich bewegen sehen, Berge, die sich aufgewölbt haben, grüne Landschaften, Klippen, die ruhige Macht der Dinge.

Banshee / Basse Brevis