Eine Hi-Hat, eine krumme, vertrödelte Bassline, eine den Einsatz verpassende Kick, ein paar leiernde Töne unbekannten Ursprungs und ein verhallter Vocal-Fetzen: Schon findet sich im luftleeren Raum dieser Groove ein, der keiner ist. Der vom Gegeneinander der Elemente und den Leerstellen lebt. Der vor sich hin treibt und den Gehörsinn verwirrt. Der Track heißt »Sissy Fuzz«, noch so ein kleines Verwirrmoment. Sisyphos, der Steineschubser der griechischen Mythologie, müssen wir uns dem algerisch-französischen Philosophen Albert Camus zufolge als glücklichen Menschen vorstellen. Diesen Track, dieses Album aber als geglückte Maschine. Eine, in der sich die Zahnräder eben gerade noch so weit ineinander haken, um für ein bisschen Bewegung zu sorgen. Eine Bewegung, die wie bei einer Rube-Goldberg-Maschine nirgendwo hin zu führen scheint, sondern nur gemächlich vor sich hin flowt wie die Texte von manchen der großen französischen Post-Strukturalisten. Der junge Grazer Fontarrian mag Philosophie, vor allem die der Auslassungen und Doppeldeutigkeiten. Das zeigt er nicht nur mit seiner Musik, sondern auch seinen Titeln. Steht »vlv« nun für das weibliche Geschlechtsteil, zollt er damit seiner Liebe zu einem schwedischen Autohersteller Tribut? Das ist alles nicht klar bzw. eindeutig. Vieles, eigentlich alles auf »vlv« macht sich furchtbar faszinierend, indem es sich entzieht. Dem Verständnis, den Begriffen. Ist das jetzt Dub? Und wenn ja, wo ist der Techno? Oder doch House, Folktronica nach Four Tet-Blaupause? Klingt so Jazz auf Elektronisch? Oder… Und überhaupt: Können wir der allumfassenden Entspanntheit dieser Platte trauen oder hat Marlon T. L. Fink, wie Fontarrian eigentlich heißt, noch ein paar Abgründe für uns in petto? Fragen, viele Fragen und doch keine Antworten. Nur dieser Groove, der kein solcher ist und uns querwärts durch Gehirn läuft.
v/v