Review

Flying Lotus

Until The Quiet Comes

Warp • 2012

Dass das WorldWideWeb Musikern neue Wege im Umgang mit alter, neuer und/oder unbekannter Musik aufzeigt, erstaunt mittlerweile niemanden mehr so richtig. Flying Lotus, seines Zeichens so etwas wie der Jack Kerouac der Wonky-Irgendwas-Beat-Generation, hat seine Pole-Position an der Front des digitalen Diggings mit seiner neuen LP nun weiter ausgebaut. Das einfache wie effiziente Konzept: Ideenreichtum. Taumelndes Drumplay, glitzernde Synthies und wabernde Basslines sind immer noch jene Zutaten, aus denen die wummernden FlyLo-Träume geschnitzt sind und ihn seit »Los Angeles« wohl zum Synonym für den Brückenschlag aus J Dilla, Burial und Miles Davis kürten. Mit »Until The Quiet Comes« ist Steve Ellison an einem Punkt in seiner Karriere angekommen, wo er scheinbar alles zu großartiger Musik verwandeln kann. Egal ob sumpfiger Synth-Soul mit seinen Lieblingsfeatures Niki Randa und Laura Darlington oder elektrischen Jazz&B mit der ewig entrückten Erykah Badu auf dem bereits bekannten »See Thru To U«. Radioheads Thom Yorke gibt den »Eletric Candyman«, Thundercat singt seinen »DTM Song« und FlyLo streut free-jazzige Raumschiff-Opern wie »me Yesterday // Corded« ins Kleinhirn, wenn er nicht gerade wieder überlappende Synth-Fusion-Collagen wie »The Nightcaller« in seine Midi-Files quetscht. Wie viele Skizzen, Muster und Visionen der kalifornische Produzent auf seinen Platten verbrät, reicht anderen für eine ganze Diskografie. Unterirdisch, überirdisch, außerirdisch. »Until The Quiet Comes« ist die computerisierte Jazz-Improvisation. Ein freigeistiger Flug über 18 Songs, nach denen man sich ziemlich sicher sein kann, dass auf dem Planeten Flying Lotus noch lange keine Ruhe einkehrt.