Nach fast anderthalb Jahren Corona haben sich die Menschen gute Laune verdient. Das neuseeländische Produzenten- und DJ-Kollektiv Flamingo Pier sieht das genauso und veröffentlicht sein selbstbetiteltes Debütalbum. Darauf enthalten: Musik, die Tanzfläche statt Isolation braucht. Wie schon auf den beiden Vorgänger-EPs ignoriert das Trio Genre-Grenzen. Dennoch klingt dieses Projekt kohärenter, weniger zusammengewürfelt. Euphorische Disco-Sounds treffen auf moderne Stile und exotische Klänge. Der verträumte Trip-Hop von Moloko findet sich hier ebenso wieder wie der mit lateinamerikanischen Klängen verfeinerte House von Masters At Work. »Lost But I’m Leading« eröffnet mit einer penetranten Synthie-Melodie, geht dann aber – getragen von Funkgitarre und klatschenden Snares – in ein warmes Disco-Stück über. »Cosmic Sunset« drückt eine kräftige Bass-Schleife in den Vordergrund und lässt die Percussions wild darum tanzen. »Eternal« probiert es stattdessen mit Piano und Saxofon, die von zügig stampfenden Elektro-Drums angetrieben werden. Zwischen all diese Elemente schiebt sich immer wieder Gesang. Die Sängerinnen drücken sich aber nie in den Vordergrund, verstehen sich vielmehr als unaufgeregte Begleitung. Flamingo Pier hätten größere Hits produzieren können. Mehr Struktur nach Pop-Vorbild wäre dafür nötig gewesen – aber auch weniger Stil. Zum Glück hat sich die Band dagegen entschieden.
Flamingo Pier